Podcast: Digitale Transformation im Maschinenbau
Unser CTO Sebastian Betzin im Gespräch mit LEWA Programm Manager Moritz Pastow und Geschäftsführer VDMA Software und Digitalisierung Claus Oetter.
Agile Produktentwicklung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Denn durch die Digitalisierung ändern sich Prozesse und Gegebenheiten in einem nie dagewesenen Tempo. Agile Arbeitsformen haben sich dabei als ideales Vorgehen herausgestellt, um dieser Dynamik gerecht zu werden. Aber: Wie geht man in einer sich immer wieder verändernden Welt langwierige Entwicklungsprozesse an? Und wie kann man diese planen?
Agilität wird heutzutage immer wichtiger, da wir in einer sich immer schneller wandelnden und komplexer werdenden Welt leben. Damit einher gehen komplexe Rahmenbedingungen und Anforderungen, die wiederum einer extrem hohen Dynamik unterliegen. Vor allem in der digitalen Produktentwicklung muss heute schnell auf solch Veränderungen reagiert werden, um die Anforderungen und damit den Markt bedienen zu können.
Agilität steht für die Einstellung und Fähigkeit diesen Wandel und die damit verbundenen Änderungen wahrzunehmen, sie zu bewerten und sich in kurzer Zeit an neue Anforderungen und Gegebenheiten anzupassen. Es geht auf der einen Seite darum, flexibel und anpassungsfähig auf neue Gegebenheiten reagieren zu können und auf der anderen Seite darum, proaktiv und initiativ Themen anzugehen.
Die Methode ist hier nicht entscheidend. Nur weil man ein Projekt mit klassischen Methoden, wie beispielsweise Wasserfall, durchführt, heißt das nicht, dass man seinen Plan nie anpassen darf – auch wenn es dort vielleicht umständlicher und träger ist. Umgekehrt ist eine Durchführung nach Scrum auch kein Garant dafür, dass man auch tatsächlich die Vorteile agilen Arbeitens nutzt. Letztendlich ist das wichtigste die Einstellung bzw. das Mindset.
Agile Methoden und Werkzeuge begünstigen dieses Mindset bzw. unterstützen dabei, dieses Mindset erlebbar und anwendbar zu machen. In agilen Organisationen stehen vier Punkte im Fokus:
„Agilität hat nichts mit Planlosigkeit zu tun. Der große Unterschied liegt vielmehr im Detail und in der Anpassungsfähigkeit des Plans.“
Agilität hat nichts mit Planlosigkeit zu tun. Der große Unterschied liegt vielmehr im Detail und in der Anpassungsfähigkeit des Plans. Im agilen Umfeld lassen sich verschiedene Planungshorizonte ausmachen. Hierfür eignet sich das Bild der Zwiebel: In der äußersten Schale der Zwiebel ist die Produktvision. Von dieser Vision abgeleitet lässt sich dann ein Plan für die mittelfristige Entwicklung, über die Iteration hin zum täglichen Plan erstellen. Dabei sollte die Planung umso konkreter sein, je tiefer die Ebene ist.
Ein Beispiel: Wenn ich weiß, dass ich mit meinem Produkt irgendwann international gehen will (Vision), aber noch nicht weiß, wann oder in welchen Ländern das Produkt letztendlich auf den Markt kommt, sollte die Planung auf kleiner Ebene diesem vagen Ziel nicht entgegenwirken. Gleichzeitig ist die konkrete Umsetzung nun noch nicht notwendig. Man darf sich aber mit seinen konkreten Plänen auf kleiner Ebene nicht die Vision verbauen. Daher ist ein Plan auch in der agilen Arbeitsweise äußerst wichtig.
In der Agilität spielt Empirie eine wichtige Rolle – also kontinuierliches Lernen aufgrund von Erfahrungen. Man sollte mit dem Bewusstsein starten, dass man nicht alles weiß. Die Dinge, die man schon weiß, sollte man aber nutzen! So priorisiert man zu Beginn die Anforderungen, die man bereits kennt und fängt mit dem wichtigsten an.
Durch ständiges Inspect & Adapt gewinnt man immer neue Erkenntnisse und passt seinen Plan dann gegebenenfalls an. Hierbei ist es wichtig, sich bewusst zu machen, auf welchen Ebenen die Planung aufgrund der neuen Erkenntnis angepasst werden muss (siehe Zwiebelmodell).
Alles was ich täglich mache sollte auf das Gesamtziel einzahlen. Am Beispiel Scrum: Meine tägliche Arbeit sollte immer auf das Sprintziel einzahlen – genauso sollte ein Sprintziel auf das Produktziel bzw. die Gesamtvision einzahlen. Deshalb ist es wichtig ein Alignment auf allen Ebenen der Zwiebel zu haben. Auch im Kleinen.
Bei Scrum sind Inspect und Adapt daher feste Bestandteile. Durch die Rituale wie Daily, Review und Retro wird regelmäßig reflektiert, das Ergebnis inspiziert und die Planung und Arbeitsweise gegebenenfalls daraufhin angepasst, sodass sie uns dem Ziel näherbringen.
Wenn die konkreten Pläne der täglichen Arbeit oder auch einer Iteration sich nicht mit dem groben „Fahrplan“ für mein Produkt vereinbaren lassen, dann ist meist entweder die grobe Planung auf höherer Ebene nicht zielführend, das Ziel nicht das richtige oder man entwickelt am Ziel vorbei.
Wenn ich beispielsweise durch User Feedback neue Anforderungen im Sprint umsetze, die nicht dem Gesamtziel dienen, könnte es z.B. sein, dass meine Produktvision möglicherweise nicht zu den Bedürfnissen der User passt.
Fazit: Die agile Produktentwicklung ist durchaus planbar, allerdings muss sich das Plan-Verständnis ändern. Planung als einmalige, vor Projektstart abgeschlossene Tätigkeit zu verstehen, funktioniert bei der agilen Arbeit nämlich nicht. Der Plan muss sich – wie der gesamte Prozess auch – dynamisch an neue Gegebenheiten, Learnings und Anforderungen anpassen lassen. Trotzdem ist es wichtig, die eigentliche Vision nie aus den Augen zu verlieren und die tägliche Arbeit kontinuierlich auf Konsistenz zu prüfen.
Unser CTO Sebastian Betzin im Gespräch mit LEWA Programm Manager Moritz Pastow und Geschäftsführer VDMA Software und Digitalisierung Claus Oetter.
Warum, wie und unter welchen Rahmenbedingungen agile Softwareentwicklung Mehrwert stiftet